Wer von einem Kloster spricht, denkt normalerweise an betende Mönche und Stille. Das ist in diesen Tagen im Zeller Kapuzinerkloster ganz anders. Ein Blick in die Klosterturnhalle, die man von innen gar nicht mehr kennt, hilft das Rätsel lösen. Überall stehen kleine und riesige Staffeleien, ebenso Bilderrahmen, die auf fertige Werke warten und auch Leinwand, Karton und Papier zum Bemalen und zwischendrin natürlich die Künstlerin, Preisträgerin und Dozentin Veronika Olma aus Enkenbach/Rheinland-Pfalz, die nun schon im 13. Jahr im Zeller Kloster den 73. Kurs ihrer schon Bundesgebiet weit bekannten Malkurse leitet.

An ihrer Seite ist ihr Lebensgefährte Wolfgang Löster, Logistiker bei den Transporten des ganzen Ateliers an die Malkursorte, versierter Handwerker und Rahmenbauer, der das Glück hat, dass der frühere Chef des Klosters, Guardian Bruder Karl Löster, sein ganz persönlicher Bruder ist. Der hatte als damaliger Leiter des »Haus der Begegnung« vor 13 Jahren ein glückliches Händchen bewiesen, als er die Durchführung der Klostermalkurse vorschlug und genehmigte.

Inzwischen sind die Kurse eine Institution im Kunstleben des Zeller Städtles geworden. Von überall kommen die angehenden Künstler her: aus der Schweiz ein nettes Pärchen, aus München eine Abi­turientin, hoch begabt, die hier für sich prüfen will, ob sie den Weg der Künstlerin einschlagen soll. Gleich vier Teilnehmerinnen kommen aus München, eine Malerin, die gleich noch ihre Tochter mitgebracht hat, aus Nürnberg. Sie hat für den Malkurs ein ansprechendes Thema mitgebracht, ein Selbstbildnis. Es ist ihr wunderbar gelungen. Nur die Nase, die sie inzwischen in ihrem Skizzenbuch wohl 100 Mal gemalt hat, gefällt ihr nicht so richtig, aber man sieht, das wird werden. Sie hat sich noch ein weiteres Thema vorgenommen und ihre beiden Enkel in Öl gemalt.

Ein andere Dame kommt schon zum vierten Mal mit dem Taxi von Magdeburg, weil es ihr »so unheimlich viel bringt und die Seele und Herz wieder neu ordnet«. Und ein Norweger aus den hintersten Bergen lässt Haus und Familie daheim und sich dafür vom Flugzeug zum Malkurs im Kloster bringen.

Lebensthemen

Elf Teilnehmer, statt 16 in normalen Zeiten, sind es dieses Mal. Corona ist überall und verlangt nach den strengen Hygieneregeln Abstand auch beim Malen in der großen Halle. Männer sind immer rar in der Runde, nur der Schweizer Dominik Leitner aus Basel wagt sich an der Hand seiner Partnerin Maya Frommelt aus Lichtenstein in die Malschule im Kloster. Er ist begeistert und er wird die Bilder aufhängen. Nicht nur seine, sondern auch die Gemälde seiner Maya. Ein Gesicht fällt auf: Es ist Mira Schwingshandl. Sie ist die einzige Zellerin im Kurs und sie strahlt, dass ihr die Bilder so gut gelingen. Sie hat das Thema, das auch ihr Leben andeutet, in einem Bild dargestellt. Aus abstrakten Strichen und Farben erwächst eine wunderschöne Rose.

Ausprobieren

Wenn gemalt wird, herrscht durch die Intensität und die Konzentration in der Arbeit eine tiefe Stille. Die souveräne Leiterin Veronika Olma geht unaufgeregt und ruhig bei den Kursteilnehmern vorbei. Ein Fachgespräch, das weiterhilft, entwickelt sich. Veronika Olma hat meist ein Lob auf den Lippen und noch mehr gute Tipps aus ihrem eigenen Künstler- und Dozen­tenleben.

In der Mitte der Halle ist der Tisch mit dem Handwerkszeug platziert: Pinsel in allen Größen, Farbpigmente in kleinen Töpfchen für wunderschöne Mischungen, Eier in einer Schale, die man unter Temperafarben mischt, damit die Farben nicht so schnell trocknen und der angehende Künstler so lange probieren kann, bis das Werk so wird, wie gewünscht.

Impulse für den Tag

Der Tag im Kloster ist streng strukturiert: Die Ko-Dozenten Luc Demissy, ein ausgezeichneter Zeichner und Maler, der als Franzose die alten Bande zum Elsass knüpft, und die Ko-Dozentin Klaudia Stoll, ebenfalls eine sehr begabte Zeichnerin mit vielen künstlerischen Anlagen, geben den Morgenimpuls, Musik aus Klangschalen oder einfach Worte zum Nachdenken und Einorten. Dann wird von 9 bis 12.30 Uhr im Atelier intensiv gearbeitet. Vor dem Mittagessen erzählt Bruder Markus, der Guardian und Leiter des Hauses der Begegnung, eine Geschichte, deren Sinn jeder für sich interpretiert. Von 14.30 bis 18.30 Uhr geht es dann wieder zum Arbeiten ins Atelier. Und danach gibt es im Haus der Begegnung von den Köchinnen ein wunderbares Abend­essen, der Lohn für den guten Tag. In Coronazeiten fällt die Freizeit sparsamer aus. Nicht zu viele Kontakte und Zusammensein, dafür Meditation und Spaziergänge im Klostergarten oder im nahen Wald oder auch mal ein kleines, feines Abendkonzert auf dem Klavier, das in der Halle steht. Und wem absolut nichts gelingen möchte an einem Tag, der kann einfach einen eigenen Tagesplan gestalten.

Den acht Brüdern des Klosters gefällt es, dass Besuch da ist ist und Leben herrscht. Und natürlich sind auch sie da, wenn jemand etwas auf dem Herzen hat oder in der Seele spürt.

Eine Antwort

  1. Leider war ich Coronabedingt dieses Jahr nicht dabei ….nach 11 Jahren das 1.mal. Aber nächstes Jahr, hoffentlich im normal Zustand ohne Masken, komme ich sehr gerne wieder! Es ist und wahr immer ein Erlebnis für mich. Vor allen Dingen habe ich mich in den Jahren weiterentwickeln können und habe wunderbare, noch immer andauernde Freundschaften gefunden! Danke Olma für deine Unterstützung in allen Dingen. Für deine Geduld wenn dann von mir der Satz kam: „Mir egal ich lass das jetzt so!“. ???? Eine schöne Zeit euch allen!