Selten war es so schwierig eine Entscheidung zu finden, wie am Montagabend bei der Ortschaftsrat-Sitzung in Unterharmersbach: Kann man eine Kilwi stattfinden lassen und in welcher Form wäre die Veranstaltung zu verantworten?

Man kann, fand der Ortschaftsrat, wenn auch nur unter bestimmten Bedingungen und sicherlich nicht so wie vor Corona. Nach der mehr als einstündigen Diskussion formulierte Ludwig Schütze einen Grundsatzbeschluss. Er lautet: »Der Ortschaftsrat beschließt, die Tradition der Kilwi wieder aufleben zu lassen in Form eines weitläufigen Marktes (weniger Stände mit mehr Abstand). Den Vereinen soll ermöglicht werden, dezentral zu bewirten. Essensstände von Händlern werden nicht zugelassen. Der Musikverein spielt am Fürs­tenberger Hof. Ein Hock findet nicht statt.«

Die Abstimmung führte zu sechs Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung. Damit wird dieser Beschluss als Empfehlung an die Verwaltung weitergeleitet.

Vorhandene Spielräume nutzen

Ortsvorsteher Ludwig Schütze plädierte dafür, die vorhandenen Spielräume zu nutzen, die die jetzigen Bestimmungen der Corona-Verordnung hergeben. Er führte im Vorfeld Gespräche mit der Verwaltung der Stadt Zell, mit dem Musikverein Unterharmersbach, Schausteller Hahn (Vergnügungspark) sowie immer wieder mit dem Fußballverein, der für eine Bewirtung – in welcher Form auch immer – bereitsteht.

Veranstalter der Kilwi Unterharmersbach ist die Stadt Zell (Abteilung Stadtmarketing), die damit auch die Verantwortung für die Veranstaltung trägt. Die Kilwi besteht aus drei Säulen: dem Festzelt mit Bewirtung, dem Vergnügungspark und dem Markt. Der Festbetrieb im Festzelt kann vom Fußballverein aufgrund der Abstandsregeln nicht wirtschaftlich durchgeführt werden und wurde deshalb abgesagt.

Würde ein Hock zu gut besucht?

Ortsvorsteher Schütze machte den Vorschlag, am Fürstenberger Hof einen Dorf-Hock zu veranstalten. Der Musikverein würde gern wieder einen Auftritt haben und dort spielen. Es könnte ein kleines Karussell aufgestellt werden und der Fußballverein würde die Bewirtung übernehmen. »Aus meiner Sicht ist so ein kleines Fest möglich«, warb er für diese Möglichkeit. Über diesen Vorschlag wurde ausführlich und kontrovers diskutiert. Wie soll die Registrierung der Besucher erfolgen? Schwierig einzuschätzen sahen die Räte die Menge der Besucher. Was wäre, wenn die Veranstaltung »überrannt« würde? Die Bürger sehnten sich nach solchen Veranstaltungen und kämen vielleicht auch von außerhalb, so die Überlegung. Der Einwand von Ludwig Schütze, nur wenig Werbung zu machen und in erster Linie Unterharmersbacher einzuladen, führte zu weiteren kontroversen Diskussionen. Bei der derzeitigen Inzidenz sind 1.500 Besucher zulässig, bei einer Inzidenz bis zu 35 sind im Freien immer noch 750 Personen erlaubt. Bei einem Inzidenzwert über 35 kann überhaupt keine Veranstaltung im Freien stattfinden, die einen Kilwi-Charakter hätte. Dazu kommt ein weiterer Faktor bei Außenveranstaltungen: Auf das Wetter könne man nicht unbedingt zählen, wurde von einigen Ortschaftsräten angemerkt.

Ortschaftsrat Jürgen Isenmann machte den Vorschlag, bei der Sitzung ein Signal mit einem Beschluss zu senden und die eindeutige Entscheidung später zu treffen.

Der Vorsitzende des Fußballvereins, Jörg Leisinger, als Gast bei der Sitzung anwesend, erklärte auf Nachfrage: »Wir würden uns freuen, eine Bewirtung machen zu können; wir möchten den Bürgern etwas anbieten.« Michael Hirt vom Kilwi-Ausschuss des Vereins plädierte für Warten. Man solle schauen, wie sich die Inzidenz entwickle. »Wann sollen wir Essen und Trinken bestellen? Was machen wir, wenn zu viele Besucher kommen? Braucht es dafür einen Sicherheitsdienst?« fragte Hirt in die Runde. Es gäbe zu viele offene Fragen.

Ortsvorsteher Schütze erklärte, die Besucherzahl durch eine begrenzte Zahl an Tischen und Sitzgelegenheiten einschränken zu können.

Markt mit Musik und dezentraler Bewirtung

Jürgen Isenmann machte den Vorschlag, den Markt wie bisher zu veranstalten, die Stände sollten aber mit mehr Abstand aufgestellt werden. Die Vereine könnten dezentral zwischen den Marktständen Essen anbieten. Der Musikverein könne am Fürstenberger Hof spielen. Dann wären die Besucherströme entzerrt und es gäbe keine zentrale Zusammenkunft von vielen Besuchern an einem Ort.

Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. Ortsvorsteher Schütze berichtete von einem Markt in Haslach, den er kürzlich besuchte. Dort seien 60 bis 70 Stände eng beieinandergestanden und es seien sehr viele Besucher da gewesen. »Es ist machbar«, bestätigte er diese Möglichkeit. Die Marktbeschicker sollen so ausgewählt werden, dass kein Essensangebot dabei ist, damit die Vereine keine Konkurrenz bekommen, meinte Schütze.

Gestaltung des Platzes bei der Kaffeebrücke

In einem weiteren Tagesordnungspunkt befasste sich der Ortschaftsrat mit einer Grünfläche. Der Ortschaftsrat hatte die Fläche bei der Kaffeebrücke vor der Sitzung besichtigt. Das städtische Grundstück ist inzwischen vom Bauhof begrünt, ein Baum gepflanzt. Zum Harmersbach hin wurde ein Holzzaun gebaut. Der Ortschaftsrat sollte am Montag über die weitere Gestaltung des Platzes entscheiden. Ortsvorsteher Schütze kritisierte die Ausführung als Holzlattenzaun, der den Blick auf den Harmersbach verhindert. »Es soll eine kleine Grün Oase geschaffen werden mit Blick auf den Harmersbach, der an dieser Stelle schöne Felsformationen aufweist«, erklärte Schütze. Eine Sitzbank ist auf jeden Fall gewünscht. Außerdem wünscht er sich eine fünf Meter breite Aussparung im Zaun mit einer Plattform aus Natursteinen. Über seinen Vorschlag als Alternative einen blickdurchlässigen Maschendrahtzaun anzubringen wurde kontrovers diskutiert. Letztlich kam das Gremium zu der Übereinstimmung, den jetzigen Zaun zu belassen, aber die Aussparung und die Sitzbank zu beauftragen. Ortsvorsteher Schütze gibt die Entscheidung an die Verwaltung und den Betriebshof weiter.

Verschiedenes

Am Ende der Sitzung gab Ortsvorsteher Schütze bekannt, das beim Spielplatz in der Neuen Bindstraße defekte Spielgeräte abgebaut und zum Teil durch neue Geräte ersetzt werden. Die Reparatur des Mühlrades am See am Fürstenberger Hof ist in Vorbereitung. Die defekte Tür im Rathaus Unterharmersbach wurde ersetzt. Auf dem Rat­hausplatz hat die Firma Grafmüller mit den Arbeiten begonnen. Im Spätsommer soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein.