Nach zwei Jahren Corona-Pause konnten sie endlich wieder auftreten: Die Kinder der Theatergruppe »Chamäleon« haben am Samstag und Sonntag in ihrem Musical »Sag die Wahrheit« gezeigt, dass sie schauspielern, tanzen und singen können wie die Großen.

Nach Japan wurden die Zuschauer im Kulturzentrum entführt. Dort spielt die Geschichte von Richter Aki, der mehrere Fälle auf unkonventionelle Art löst. 17 Kinder und Jugendliche begaben sich auf die Suche nach der Wahrheit, bei der auch menschliche Werte vermittelt wurden.

Im dritten Anlauf

In ihrer Begrüßung berichtete die Regisseurin Katja Prochazkova von einer spannenden Vorbereitungszeit. »Wer kommt zur Probe, wer kommt nicht? Das wusste man nie genau«, erklärte sie lachend. Nachdem im Jahr 2020 die erste Aufführung abgesagt werden musste, gab es eine lange Pause. Mit neuer Besetzung ging es 2021 erneut ans Proben und wieder konnte keine Aufführung stattfinden. Wieder gab es Abgänge und Zugänge im Ensemble und dies blieb so bis zur Aufführung am Wochen ende. »Jetzt bitte ich um Applaus für die Kinder heute, die solange durchgehalten haben«, bat sie am Ende ihrer Rede. Auch bei den aktuellen Aufführungen konnten zwei Kinder kurzfristig nicht kommen, da sie in häuslicher Quarantäne bleiben mussten. Eine Rolle ist ausgefallen, einen Part hat die Regisseurin selbst übernommen.

Unbestechlicher Richter

Das Bühnenbild und die Dekoration stimmte das Publikum auf Japan ein. Die Schauspielerinnen trugen farbenfrohe Kimonos, eine Blume im Haar und waren perfekt geschminkt – wie kleine Japanerinnen eben. Im Musical warten die Menschen gespannt auf den neuen Richter Aki und bereiten Geschenke für ihn vor. Doch der will sich nicht bestechen lassen und räumt gleich mit den Machenschaften seines Vorgängers auf.

Druck ausüben? Besser nicht!

Sein erster Fall mit einem gestohlenen Apfel hat Richter Aki selber provoziert. Ein Mädchen soll einen Apfel gestohlen haben und unter Androhung von Strafe gibt sie den Diebstahl zu. Dabei hat der Richter den Apfel selber gegessen. Er wollte alle auf die Probe stellen – und Strafandrohung ist kein Mittel zur Wahrheitsfindung.

Geld hilft nicht

Sein zweiter Fall ist da schon komplizierter. Ein reiches Mädchen spielt mit den Fischen aus dem Teich im Park, die daraufhin sterben. Die arme Fischerin beschwert sich und fragt: Kann man sich alles erlauben, nur weil man reich ist? Richter Aki entlarvt die Täterin schnell und als Strafe muss sie den Parkteich putzen und pflegen. Dann tanzten die Kinder ein lustiges Putzlied – in deutscher Sprache und danach war die Bühne sauber.

Lügen fliegen auf

Der nächste Fall spielt auf einem Markt. Ein Marktbeschicker Joshi möchte seiner Frau Bara eine seltene Blume schenken und bittet einen Freund, diese zu überbringen. Doch der behält die Blume lieber selber und findet zwei Personen, die er bestechen kann und die für ihn aussagen. Der Marktbeschicker bittet den Richter Aki herauszufinden, wo die Blume geblieben ist. Daraufhin stellt der Richter allen Beteiligten die Aufgabe, diese Blume zu malen. Nur wer sie wirklich gesehen hat, kann diese Aufgabe erfüllen. Die beiden Personen, die bestochen wurden, können es nicht und der ganze Schwindel fliegt auf. Zur Strafe müssen die Täter bei ihm im Büro arbeiten und den Lohn dafür Joshi und seiner Frau Bara das Geld geben.

Nach einem weiteren Tanz geht es in die Pause. Die Eltern haben Kuchen gespendet und das Buffet organisiert.

Alte nicht abschieben

Nach der Pause geht es munter weiter auf der Suche nach der Wahrheit. Richter Aki ist besonders gefordert bei der edlen Dame Emi, die ihren alten Vater im Wald zurückgelassen hat. Er ist ihr lästig geworden und sie überzeugt sogar Tochter Kimiko, dass er dort bleiben kann. Doch er wird gefunden und zum Richter gebracht. Richter Aki erteilt ihr die Strafe, eine Sitzbank für den Vater zu bauen, aus edlem Holz mit Edelsteinen verziert. Darauf soll sie auch sitzen, wenn sie selber alt geworden ist. Daraufhin fragt die Tochter: »Wann ist es soweit ? Wann bist du alt, Mama?« Das führt dann endlich zu einem Umdenken bei der Dame Emi und sie holt ihren Vater zurück in ihr Haus und kümmert sich auch um ihn.

Lehrreiche Strafen

So sind die Urteile von Richter Aki – immer mit einem guten Gespür für Gerechtigkeit. Bei der Urteilsfindung behandelt er alle Akteure gleich und findet durch geschicktes Fragen die Wahrheit schnell heraus. Seine Strafen wählt er so aus, dass die Angeklagten aus ihren Taten Lehren ziehen können. Bei ihm wissen alle Beteiligten: Die Wahrheit kommt immer ans Licht.

Tanzen und Solo singen

Für den großen Abschluss tanz wurde ein Lied von Tim Benzdko (»Dich gibt’s nur einmal für mich«) ausgewählt. Danach gab es noch ein Abschlusslied, bei dem sich einige Kinder sogar trauten, Solo zu singen. Wie immer bei Chamäleon-Theateraufführungen kommen am Ende des Nachmittags alle Akteure auf die Bühne und werden von der Regisseurin Katja Prochazkova-Körnle mit Namen vorgestellt. Zu vielen findet sie auch persönlich lobende Worte – Chamäleonkinder dürfen sich als etwas Besonderes fühlen.

Schon lange dabei

Einige Kinder sind schon seit fünf Jahren Mitglied des Chamäleon-Ensembles und wurden mit Geschenken geehrt: Madleen Willmann, Emma Lehmann, Julia Plener, Johanna Wurtz und Isabell Lehmann. Auch Katja Prochazkova-Körnle erhielt ein Präsent, überreicht von Richter Aki (Jacqueline Barth). Für alle gab es den langanhaltenden Applaus des Publikums.

In »Sag die Wahrheit« spielten, sangen und tanzten:

Richter Aki: Jacqueline Barth

Seine Gehilfin Bara: Anna Spitzmüller

Töpfer Joshi: Julia Plener

Reicher Töpfer Taro: Rosalie Heizmann

Goldschmied Naruto: Katja Prochazkova-Körnle

Fischerin Kaya: Corinna Muser

Naruto Misaki: Madeleine Boschert

Wache Akira: Madlen Willmann

Minako: Isabell Lehmann

Momo: Amelie Hag

Sen: Emma Lehmann

Takara: Anna Letai

Taki: Johanna Wurtz

Shinju: Marie Grießbaum

Namika: Sarah Haag

Rini: Sophia Roth

Miky: Fabienne Burger

Wegen Krankheit/Quarantäne konnten nicht mitspielen: Kim Brosamer, Kristina Herz, Lea und Kai Braun.