Die Vorbereitungen zum Bau des neuen Gemeindehauses sind in der entscheidenden Phase angekommen. Es liegen konkrete Baupläne des beauftragten Architekten vor. In der Gemeindeversammlung am kommenden Sonntag, 18. Juli, soll die Gemeinde die Zustimmung zu dem Projekt erteilen.
Am Mittwochnachmittag fand ein Pressegespräch mit Pfarrer Reinhard Monninger und Joachim Gross, dem Kirchengemeinderatsvorsitzenden, im Evangelischen Pfarrhaus statt.
Pfarrer Monninger begründete in diesem Rahmen nochmals die Notwendigkeit zum Neubau des Gemeindehauses. Das bisherige Pfarrhaus mit dem Gemeindesaal, dem Pfarrbüro und der Pfarrwohnung an der Kirchstraße stammt aus dem Jahr 1959. Es wurde in den vergangenen Jahren immer wieder renoviert, die Fenster, Böden, Gemeindetoiletten und das Ziegeldach erneuert. Pfarrer Monninger erklärte: »Für uns war das Pfarrhaus großartig, weil wir als Familie mit vier Kindern viel Platz darin hatten.« Doch mittlerweile werde es im Winter nicht mehr richtig warm, die Wände seien feucht und die alten Zinkleitungen in den Wänden fingen an zu korrodieren.
Ein Blick zurück
Konkret angefangen haben die Überlegungen zu einem Neubau mit der Feststellung, dass der Kirchturm der Kirche renovierungsbedürftig sei. Die Sanierungskosten werden auf 200.000 Euro geschätzt. Im Jahr 2017 prüfte deshalb der Kirchengemeinderat mit Unterstützung eines Architektenbüros (Prokiba, Karlsruhe) den gesamten Gebäudebestand, bestehend aus Pfarrhaus, Kirche und Nordracher Kirche und ermittelte die Renovierungskosten in den nächsten 25 Jahren. Mit dem Ergebnis, dass eine Renovierung des alten Pfarrhauses wenig Sinn mache. Schon lange hat sich die Kirchengemeinde eine Konzentration der Arbeit um die Kirche mit einem neuen Gemeindezentrum und einem neuen Pfarrhaus unterhalb der Kirche vorgestellt. Der Kirchengemeinderat prüfte den Neubau eines Gemeindehauses westlich der Kirche. Im Frühjahr 2018 ermittelte die Gesellschaft Prokiba die Kosten einer Renovierung und stellte sie den Kosten eines Neubaus des Gemeindehauses gegenüber.
Im Oktober 2018 entschied die Gemeindeversammlung, die Idee vom Neubau unterhalb der Kirche weiterzuverfolgen. Im Frühjahr 2019 kam das Kirchenbauamt zu Besuch und sagte eine erhebliche finanzielle Unterstützung zu. Es will 50 Prozent der Kosten tragen. Im Juli 2019 erwarb die Stadt Zell dann von der Kirchengemeinde das Pfarrhaus samt Grundstück mit einem dreijährigen Wohnrecht für den Pfarrer. Im April 2020 war nach dem Notartermin auch das Vertragliche geregelt.
»Mit dem Erlös aus dem Verkauf kann die Voraussetzung für die Finanzierung des Neubaus geschaffen werden«, freute sich Pfarrer Monninger seinerzeit. Der evangelische Oberkirchenrat in Karlsruhe als Entscheidungsgremium mit dem Bauamt gab seine Zustimmung zu dem Projekt.
Effizenzhaus 55
Im November 2020 startete der Architektenwettbewerb. Am Ende stand die Entscheidung für das Architektenbüro Welle aus Offenburg. Das Erdgeschoss wird in Beton errichtet, das 1. Obergeschoss in Holzbauweise. Der Energiestandard ist KfW 55, das Haus benötigt also nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus. Auf das Dach kommt Photovoltaik. Die Kostenschätzung beläuft sich auf knapp zwei Millionen Euro. Abzüglich der Förderung von 50 Prozent durch das Kirchenbauamt sowie des Erlöses aus dem Verkauf des Pfarrhauses und dem Verkauf der Wiese oberhalb der Kirche, die an den Spielplatz angrenzt, verbleiben rund 450.000 Euro Baukosten, die durch ein Darlehen mit einer langen Laufzeit finanziert werden.
Modellprojekt
»Wir können froh sein, dieses Projekt mit so viel finanzieller Unterstützung realisieren zu können«, erklärte Pfarrer Monninger. Denn bei der Landeskirche gilt eigentlich ein allgemeiner Baustopp. Das Bauprojekt in Zell wurde zum Modellprojekt erklärt, wie man möglichst günstig ein neues Gemeindehaus mit Pfarrwohnung bauen kann. Dies könnte ein Modell für andere Gemeinden sein.
Pfarrer Monninger geht am 31. Oktober 2021 in den Ruhestand. Sein Abschiedsgottesdienst wird am 24. Oktober gefeiert. Er ist froh, dass das Bauprojekt in trockenen Tüchern ist. Die Verträge werden wahrscheinlich im November 2021 unterzeichnet.
Zustimmung am Sonntag
Am Sonntag, 18. Juli findet um 10 Uhr ein Kurzgottesdienst zum Thema »Bauen« statt. Danach beginnt nach kurzem Umbau die Gemeindeversammlung, in der Joachim Gross die Bauplanungen vorstellen wird. Architekt Welle präsentiert die Pläne mit dem Beamer. Danach soll die Gemeinde dem Projekt in der vorgelegten Weise zustimmen.