Traditionsgemäß wurde der Tag der Heimat mit einem Aufmarsch der Zeller Bürgerwehr mit Spielmannszug begangen. Die Stadtkapelle unterhielt die Besucher mit zünftiger Blasmusik. Zells Bürgermeister Pfundstein gab in seiner Rede nachdenkliche Anstöße zur Wertschätzung der Heimat. Bürgermeister Reiner Hentschel der Partnerschaft Frauenstein bedankte sich für den herzlichen Empfang.
Am Sonntagmorgen marschierte um 10.30 Uhr die Zeller Bürgerwehr mit klingendem Spiel des Spielmannszuges, mit Ulanen, Fahnenträgern und Schützen auf den Kanzleiplatz, um sich gegenüber dem Publikum zu einer farbenfrohen Kulisse zu formieren. Die Stadtkapelle übernahm das Spiel des Spielmannszuges mit einem schneidigen Marsch. Bürgermeister Günter Pfundstein begrüßte die zahlreichen Gäste, insbesondere die Freunde aus der Partnerstadt Frauenstein im Erzgebirge sowie den Landeskommandanten der Bürgerwehr Hans-Joachim Böhm aus Villingen.
Pfundstein freute sich, dass die Frauensteiner sich vier Tage Zeit für den Besuch in Zell genommen haben. 35 Personen, angeführt von Bürgermeister Reiner Hentschel und seiner Gattin Katrin, hatten sich auf den Weg vom Osterzgebirge in den Schwarzwald gemacht. Hentschel bedankte sich für die zahlreiche Teilnahme der Zeller an der Jubiläumsfeier der Stadt Frauenstein im vergangenen Jahr. Dass die Fahrt nach Zell auf reges Interesse gestoßen sei, zeige, dass Zell für viele Frauensteiner so etwas wie eine »zweite Heimat« geworden sei. Zum Zeichen der Freundschaft unterzeichnete Hentschel eine Beitrittserklärung zum Freundeskreis der Zeller Bürgerwehr.
Pfundstein stellte den einmaligen Begriff »Heimat« an den Anfang seiner Rede. Was einem die Heimat bedeute, erfahre man oft erst, wenn man sie verlassen müsse, sei es aus gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Gründen. Die Familie und der Raum, in dem man als Kind aufgewachsen ist, prägten fürs Leben. Der Mensch zehre von Erfahrungen mit Kameraden, Freunden und freundlichen Nachbarn.
»Was Heimatverlust bedeutet, hat ein Großteil der deutschen Familien selbst erlebt. Tatsächlich hat jeder fünfte Deutsche einen Migrationshintergrund«, stellte der Bürgermeister in seiner Rede fest. Fast in jeder Familie in Deutschland habe jemand aus seiner angestammten Heimat fliehen müssen. Pfundstein gab zu wissen, dass in Zell derzeit 251 Mitbürger leben, die 85 Jahre und älter sind. »Davon sind sogar 61 Personen älter als 92 Jahre. Das sind die Jahrgänge 1927 und früher. Sie waren zum Kriegsende 1945 somit 18 Jahre oder älter und haben die schweren Jahre als junge Erwachsene miterlebt. Das prägt für immer.«
Es sei wichtig, dass man am neuen Ort freundlich aufgenommen werde, so Pfundstein. Zum Wohlgefühl trügen Rituale wie der »Tag der Heimat« bei. Pfundstein dankte der Bürgerwehr und der Stadtkapelle, dass sie diesem Tag seit vielen Jahren einen froh gestimmten Rahmen verleihen. Um ein Zeichen für diese Wertschätzung zu setzen, ehrte der Bürgermeister die zwei jüngsten Mitglieder des Spielmannszuges: Matthias Erdrich und Lukas Kunz. Für die beiden sei es der erste Tag der Heimat, bei dem sie mitwirken. Die sonst bei einem Beitritt übliche Flasche Wein ersetzte der Bürgermeister in diesem Fall mit einem »Eisgutschein«.
Ehrung verdienter Mitglieder
Die obligatorischen Ehrungen verdienter langjähriger Mitglieder der Bürgerwehr und Trachtenfrauen nahmen Hauptmann Paul Gutmann und Landeskommandant Böhm vor.
Ehrenmitglied Erna Antritter gehört den Trachtenfrauen schon seit 60 Jahren an. Sie war schon Mitglied in der früheren Tanzgruppe von Schützen und Trachtenfrauen. Der Landesverband hat zum Zweck einer besonderen Ehrung eine ganz eigene Brosche anfertigen lassen. Besonders freute sich Gutmann, dass auch Frau Antritters Kinder und Enkelkinder bei der Bürgerwehr mitmachen.
25 Jahre reitet Bernd Börsig bei den Ulanen mit. Börsig sei für die Bürgerwehr ein wichtiger Kamerad, der es verstehe, die Pferde bei den Prozessionen und Umzügen zu beruhigen. Bei der Durchführung von Festen könne man auf sein technisches Know-how zählen, führte Gutmann aus.
Ehrenmitglied Josef Baumann bringt es auf 70 Jahre Zugehörigkeit zur Bürgerwehr. »Du bist, als die Bürgerwehr 1949 wieder gegründet wurde, als Flötist dem Spielmannszug beigetreten«, erwähnte Gutmann. Solchen Männern sei es zu danken, dass der Verein so bald nach dem Krieg wieder auf die Beine kam. Der »Sepp« habe unter sechs Tambourmajoren musiziert und schon zahlreiche Ehrungen erhalten. Für das 70-jährige Jubiläum habe der Verband eine eigene Auszeichnung kreiert.
Auf eine ebenso lange 70-jährige Mitgliedschaft kann Ehrenhauptmann Werner Faißt zurückblicken. Auch er war nach dem Krieg ein Mann der ersten Stunde. Faißt hat in den Jahren eine Vielzahl von Funktionen übernommen, als Ulan, Trommler, Leutnant und Hauptmann. Gutmann zitierte schmunzelnd den Geehrten, der einmal gesagt haben soll: »Ich habe überall gedient, nur nicht bei den Trachtenfrauen.« Wie Baumann erhielt Faißt das eigens geschaffene Verdienstkreuz vom Landeskommandanten angeheftet.
Zum Schluss sangen die Festbesucher das von der Stadtkapelle intonierte Badnerlied an. Die Schützen bedachten die Geehrten mit einer Ehrensalve. Dann nahm die Stadtkapelle das Heft in die Hand und eröffnete die musikalische Reihe mit einem Marsch für Hans-Martin Moll, der für ihn eigens zum Abschied aus dem Bürgermeisteramt komponiert worden war. Moll hatte als Bürgermeister viele Jahre die Geschicke der Stadtkapelle begleitet. Im Übrigen gehörte er 1990 zu den Initiatoren der Partnerschaft mit Frauenstein. In Anlehnung an den »Tag der Heimat« spielte die Kapelle den Titel »Dem Land Tirol die Treue«, bei dem die Musikerinnen und Musiker zwischendurch auch mit Gesang ihrer Heimatliebe Ausdruck gaben.





