Seit vielen Jahren nutzt die Zeller Narrenzunft die ehemalige Güterhalle des Bahnhofs für die Unterbringung ihrer Kutschensammlung. Dies soll auch in Zukunft so sein. Deshalb bot die Narrenzunft der Stadt Zell an, die Halle in Eigenregie zu sanieren. Mehrheitlich befürwortete der Zeller Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung am Montagabend diesen Vorschlag. Vorausgegangen waren eine intensive Diskussion um ein Gesamtkonzept für den Zeller Bahnhof und gleich drei Abstimmungen, ehe eine positive Entscheidung zugunsten der Narrenzunft getroffen wurde.

»Beratungsbedarf« zeichnete sich schon zum Auftakt der Gemeinderatssitzung ab. Gemeinderat Martin Teufel (Grüne Liste) stellte den Antrag, den Tagesordnungspunkt in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung zu vertagen. Er bezeichnete den Bahnhof als ein »sensibles Gebäude«, dessen Weiterentwicklung in städtischer Hand bleiben müsse und befürchtete mit der Zusage an die Narrenzunft eine Festlegung, die man später möglicherweise bereue. Grundsätzlich sei die SPD-Fraktion für eine Nutzung durch die Narrenzunft, stellte Gemeinderat Ludwig Schütze fest, warnte aber ebenfalls vor einem »Schnellschuss«. »Wir können das Thema öffentlich beraten«, widersprach Gemeinderat Hannes Grafmüller (CDU).

Auch Andrea Kuhn (Freie Wähler) sah keinen Grund für eine Nichtöffentlichkeit. »Das Thema wartet schon lange auf eine Lösung«, erinnerte Bürgermeister Pfundstein an eine Ortsbesichtigung mit der Narrenzunft und auch daran, dass der historische Verein seine Zustimmung zu den Plänen signalisiert habe. Mit 7 zu 7 Stimmen, bei einer Enthaltung, wurde der Antrag von Martin Teufel abgelehnt.

30.000 Euro und Eigenleistung

Die Sammlung der Narrenzunft umfasst insgesamt sieben Kutschen, wovon fünf in der Bahnhofshalle und zwei beim Zunftmeister untergestellt sind. Zwei weitere Kutschen stammen aus dem Fundus des Fürstenberger Hofes, die in den alten Schuppen beim Bahnhof untergebracht waren. Eine könnte zu den Kutschen der Narrenzunft umziehen, die zweite ist in einem derart schlechten Zustand, dass sie entsorgt werden muss.

Bürgermeister Pfundstein informierte, dass die Narrenzunft Zell die Lagerhalle auf eigene Kosten sanieren werde und nur noch auf »grünes Licht« seitens der Stadt warte. Er bezeichnete die Sanierung als ein gutes Konzept, das einer weiteren sinnvollen Nutzung des Bahnhofsgebäudes nicht im Weg stehe. Berücksichtigt werden sollen auch die Interessen des Historischen Vereins, der für die Erhaltung der in der Güterhalle fest installierten Güterwaage plädiert.

Die Sanierung durch die Narrenzunft ist für das Jahr 2017 geplant. Dabei soll die Güterhalle ein neues Dach und neue Außenwände erhalten. Verglaste Türen sollen künftig den Blick auf die historischen Schätze öffnen. Auch die Installation im Gebäude wird durch die Narrenzunft in Eigenleistung erneuert.

Bei der Beratung kamen auch die Vertreter der Narrenzunft zu Wort. Zunftmeister Clemens Halter berichtete, dass die Zunft nicht nur die Kutschen sondern auch die Kabeltrommeln für den Straßenschmuck und weitere Utensilien in der Halle lagern wolle. Säckelmeister Bernd Herrmann informierte, dass bei der Narrenzunft 30.000 Euro für die Sanierung zur Verfügung stehen. Außerdem signalisierte er die Eigenleistungen durch die Vereinsmitglieder.

Bahnhof soll im Besitz der Stadt bleiben

Gemeinderat Hannes Grafmüller bezeichnete es als »einen Glücksfall für Zell«, dass sich zwei Vereine mit Motivation um den Bahnhof kümmern möchten und forderte deshalb, eine grundsätzliche Richtung festzuglegen. »Das wertet das Areal auf, es geht nichts kaputt«, signalisierte Paul Gutmann Zustimmung. Trotz der »überzeugenden Argumente« (Ludwig Schütze) kam es im Ratsgremium zu einer intensiven Diskussion um den Zeller Bahnhof insgesamt. Gemeinderat Martin Teufel forderte ein »sinnvolles Nutzungskonzept« und sprach sich gegen einen Erbbaupachtvertrag mit der Narrenzunft aus, da dann die Stadt keinen Zugriff mehr auf das Gebäude habe. Man könne nicht den Schuppen sanieren und den weiteren Bahnhof so stehen lassen, warnte Brigitte Stunder.

Gemeinderat Ludwig Schütze sprach von einem »Portal für die Gäste, die hier ankommen«, ein Verkauf komme für ihn nicht in Frage. Denkbar wäre auch die Unterbringung der Tourist-Info im Bahnhof (Thomas Hoog) oder eines Reisebüros mit Fahrkartenausgabe (Martin Teufel). Der geschützte Warteraum könne für Reisende wieder geöffnet und eine Toilettenanlage eingerichtet werden. »Wir behalten den Bahnhof und sanieren ihn selbst«, zeigte sich Gemeinderätin Sybille Nock entschlossen. Gemeinderat Max Bergsträsser sah in der Vergabe der Lagerhalle keine gute Idee, da damit weitergehende Pläne verbaut seien. Gemeinderat Hannes Grafmüller erinnerte daran, dass die Stadt den Bahnhof schon vor vier Jahren auf dem freien Markt angeboten habe, aber das sich kein Investor das Projekt habe ans Bein hängen wollen. Nun sei es an der Zeit, eine einvernehmliche Lösung zu finden.

Mehrheitlich für den Antrag der Narrenzunft

Die Debatte im Ratsgremium mündete am Ende in zwei weitere Abstimmungen. Zunächst wollte Gemeinderätin Brigitte Stunder die Interessen beider beteiligter Vereine gewahrt wissen und forderte dazu auf, zunächst ein Nutzungskonzept gemeinsam mit der Narrenzunft, dem Historischen Verein und den Gemeinderatsfraktionen zu erstellen. Wie schon zu Beginn erhielt dieser Antrag bei 7 zu 7 Stimmen, bei einer Enthaltung, keine Mehrheit.

Letztlich stimmten acht Gemeinderäte der Sanierung der Güterhalle durch die Narrenzunft zu, vier stimmten dagegen, drei enthielten sich der Stimme. Um eine möglichst breite Zustimmung zu erreichen, hatte Bürgermeister Pfundstein den Beschlussentwurf der Verwaltung um die Zusätze erweitert, dass die Stadt von einem Erbbauvertrag absieht. Außerdem soll bis Mai 2017 mit allen Beteiligten ein gemeinsames Gesamtkonzept für den Zeller Bahnhof ausgearbeitet werden.

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