Keine Sommerpause für den Nordracher Gemeinderat. Am Montag stand unter anderem ein Waldzustandsbericht auf der Tagesordnung.

Von „nicht ganz so erfreulichen Fakten“ berichtete Revierförster Josef Nolle. Auch der Nordracher Wald hat unter den klimatischen Gegebenheiten der letzten beiden Jahre zu leiden: Borkenkäfer und Trockenheit machen ihm zu schaffen. Nolle nutzte die Gelegenheit, um einen größeren Bogen zu spannen. Die Schadholzsituation sei deutschlandweit durchaus vergleichbar mit der nach dem Orkan „Lothar“ (Weih-nachten 1999). Kleinmengen seien derzeit nicht mehr zu bearbeiten, die einzige Möglichkeit, das Schadholz in den Markt zu bringen, der Export. Da sich die Transportsituation in Bezug auf die Holzlaster nicht verbessert hätte, werde aktuell mit Schleppern geladen.

„Hochgradig gefährlich“ sei die Situation zudem an manchen Stellen im Nordracher Forst, wo die dürren Kronen abgängiger Buchen akut einsturzgefährdet seien. Bereits vorgenommene Einschläge hätten gezeigt, dass das Holz auch im Stamminneren in Mitleidenschaft gezogen und nur noch als Industrieholz zu vermarkten ist. Mehrere hundert Festmeter Buche müssen trotzdem demnächst geschlagen werden. Auch der Brennholzmarkt könne die Menge und die Stammdurchmesser nicht mehr aufnehmen. „Ein immenser wirtschaftlicher Schaden“, fasste Nolle zusammen, der trotzdem in diesem Jahr mit einer „schwarzen Null“ rechnet. Bereits im Frühsommer letzten Jahres hatten die Buchen aufgrund von Trockenstress das Laub abgeworfen. In der Folge erlitten die Gehölze ohne das schützende Laubdach einen Sonnenbrand, der wiederum zu Oxidationsvorgängen führt, die für die Fleckenbildung im Holz verantwortlich sind.

Erschreckend auch der Blick auf die Bodenfeuchtigkeitskarte, die Nolle mitgebracht hatte: Ausgedehnte tiefrote Bereiche waren insbesondere in Norddeutschland bei der Bodenuntersuchung in 25 Zentimeter Tiefe zu sehen – der Bereich, in dem die Fichte wurzelt. Die Bodenfeuchte in 25 bis 60 Zentimeter Tiefe, der Wurzelbereich von Buche und Tanne, zeigte sich nicht nur in Nord-, sondern auch in Ostdeutschland sowie in der Ortenau und entlang der Rheinschiene tiefrot. Kein bodenverfügbares Wasser – ein hartes Urteil für den Wald. Die aktuellen Regenfälle versprechen nur dann Linderung, wenn sich dadurch die pflanzenverfügbare Wassermenge im Boden wieder deutlich verbessert. Am schnellsten würde vom aufgefüllten Vorrat die Fichte profitieren.

Für die Zukunft sieht Nolle die Kultur der Douglasie als ein Standbein. Nur auf sie zu setzen, werde allerdings nicht ausreichen. Andere Laub- und Nadelbaumarten müssen Stück für Stück den aller Wahrscheinlichkeit nach notwendigen Umbau des Waldes begleiten. Auch wenn die Naturverjüngung das erste Mittel der Wahl bleibt, sollen bepflanzbare Flächen mit Jungpflanzen gezielt aufgeforstet werden.

„Nichts ist beständiger als der Wandel“, brachte Bürgermeister Carsten Erhardt die Lage auf den Punkt. Besonderer Dank ging an alle, die im Wald aktuell mit Hochdruck und zum Teil unter gefährlichen Bedingungen arbeiten. Man hofft, dass es gelingt, die richtige Rezeptur zu finden. Schon in Kürze soll eine Waldbegehung den Gemeinderäten „in natura“ einen Eindruck von der aktuellen Lage verschaffen.