Abgelegene Gebäude an den Berghängen des Nordrachtals, stellen für die Feuerwehr immer eine besondere Herausforderung dar. Schon der Anfahrtsweg ist für die großen Einsatzfahrzeuge meist schwierig, vor allem aber die Wasserversorgung stellt ein immenses Problem dar. Äußerst hilfreich sind bei solchen Objekten Brandweiher. Für die diesjährige Herbst­übung hatten sich die Verantwortlichen der Nordracher Feuerwehr mit dem Anwesen der Familien Huber und Echtle auf der Letscheck genau solch ein Übungsobjekt ausgesucht.

Kurz nach 14 Uhr wurden die Einsatzkräfte mit dem Stichwort »Verpuffung in einem Schuppen, vermutlich mehrere verletzte Personen« alarmiert. Auf Grund dieser Informationen und da man natürlich die einzelnen Objekte und die Topografie recht gut kennt, forderte Kommandant und Einsatzleiter Heiko Spinner bereits auf der Anfahrt Verstärkung durch die Stützpunktwehr Zell, mit Drehleiter und Schlauchwagen SW1000, an. Zur Versorgung der Verletzten alarmierte er ebenfalls sofort den DRK-Ortsverein Nordrach.

Beim Eintreffen an der Einsatzstelle machte sich der Nordracher Kommandant umgehend ein Bild der Lage. Der Hauseigentümer berichtete, dass eine Gruppe Jugendlicher in seinem Schuppen feierte, und es vermutlich beim Versuch, einen Ofen anzuheizen, zu einer Verpuffung kam. Nach seiner Kenntnis bestand die Gruppe aus sechs bis sieben Personen. Aus dem Schuppen, der direkt neben dem Wohnhaus der beiden Familien steht, war starke Rauchentwicklung zu vernehmen.

Sofort teilte er seinen Zug- und Gruppenführern ihre entsprechenden Aufgaben zu. Die Atemschutzträger des mittlerweile eingetroffenen Löschfahrzeuges LF10 begannen sofort mit einem Innenangriff zur Menschenrettung. Das dazu nötige Löschwasser lieferte der Wassertank des Fahrzeuges. Kurz darauf brachte das Nordracher Tanklöschfahrzeug weitere 2400 Liter, welche dem LF10 eingespeist wurden, an die Einsatzstelle. Nachdem eine Abluftöffnung geschaffen war, konnte der Überdrucklüfter in Stellung gebracht werden. Schnell entwich der Rauch aus dem Gebäude, was eine bessere Orientierung bei der Suche nach den vermissten Personen zur Folge hatte. Nach und nach fanden die Atemschutzträger die verletzten Personen und übergaben sie an das DRK zur Erstversorgung. Die Suche gestaltete sich nicht gerade einfach, da in einem Schuppen viel gelagert wird und dazu noch landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge abgestellt waren.

Das zweite Augenmerk galt dann natürlich vor allem dem direkt neben dem Schuppen befindlichen Wohnhaus. Die Einsatzkräfte der Nordracher Wehr, welche nicht zur Menschenrettung benötigt wurden, bereiteten eine Riegelstellung zum Schutz dieses Gebäudes vor. Hierbei kam auch die Drehleiter aus Zell zum Einsatz, um Wasser auch von oben einbringen zu können. Der Schlauchwagen aus Zell fuhr zunächst zum Nordracher Gerätehaus, wo ein Lotse der Nordracher Wehr zustieg. Mit diesem Schlauchwagen, der weit über 1000 Meter B-Druckschläuche mitführt die während der Fahrt ausgelegt werden, wurde eine knapp 500 Meter lange Förderleitung über einen Forstweg vom Brandweiher im Gewann Holzhack bis zur Letscheck verlegt. Die in diesem Fahrzeug mitgeführte Tragkraftspritze förderte das Löschwasser, auf Grund des sehr geringen Höhenunterschiedes, problemlos zur Einsatzstelle. Mit dem Nordracher LF 10 erhöhte man den Druck nochmals, bevor die Zeller Drehleiter und drei weitere Strahlrohre zum Schutz des Wohnhauses und zur Brandbekämpfung versorgt werden konnten. Wie wertvoll dieser Brandweiher ist, zeigte sich darin, dass noch bevor die beiden Tanks der Nordracher Fahrzeuge leer waren, schon Wasser aus diesem Weiher zur Verfügung stand.

Wäre dieser nicht vorhanden gewesen, bliebe den Einsatzkräften nur die Option Wasser aus dem Talbach zu fördern übrig, was eine Förderleitung von mehr als 1000 Meter mit mehreren Verstärkerpumpen zur Überwindung des Höhenunterschiedes mit sich gebracht hätte. Ein enormer Zeit- und Personalaufwand mit weiteren nach zu alarmierenden Feuerwehren und man will gar nicht daran denken, das Ganze bei Dunkelheit oder Schnee durchführen zu müssen.

Die DRK-Ortsgruppe, die mit neun Helfern unter der Leitung von Bernhard Oberle im Einsatz war, richtete in sicherem Abstand beim Nachbarn Gerhard Oehl in dessen Schuppen eine Verletztensammelstelle ein. Hier wurden die »Opfer« registriert, erstversorgt und auf den Abtransport vorbereitet. Vor größte Probleme stellte die Hilfskräfte ein »Verletzter«, welcher unter Schock im Wald umherirrte und gefunden werden musste. Nur unter höchst schweißtreibendem Einsatz konnte dieser letztendlich dem DRK übergeben werden. Eine für ein solch abgelegenes Objekt recht große Zuschauerzahl überzeugte sich eindrucksvoll von der Leistungsfähigkeit der Einsatzkräfte.

In der Manöverkritik im Anschluss an die Übung dankte Kommandant und Einsatzleiter Heiko Spinner zunächst den Familien Huber und Echtle für die zur Verfügungstellung des Objektes, seinen 28 Einsatzkräften der Nordracher Wehr, den wieder sehr realistisch geschminkten »Opfern« der Jugendfeuerwehr, den Kameraden der Stützpunktfeuerwehr Zell a. H. unter der Leitung von P. Schilli und dem DRK- Ortsverein für seinen Einsatz. Bürgermeister und Gemeinderäte musste er leider entschuldigen, da diese auf einem gemeinsamen Ausflug waren.

Mit dem Verlauf der Übung zeigte er sich sehr zufrieden, kleinere Kritikpunkte, welche es bei solchen »Einsätzen« immer gibt, wurden notiert und werden in den nächsten Übungen besprochen und analysiert. Die Übung zeigte einmal mehr, wie wichtig Brandweiher bei solchen Objekten sind. Dieser Weiher wurde vor vielen Jahren durch den damaligen Kommandanten Reiner Braun initiiert und durch die Nordracher Wehr gebaut. Das notwendige Gelände stellte die Familie Bildstein kostenlos zur Verfügung. Er stellt die Löschwasserversorgung für das gesamte Gebiet Letsch­eck, Merkenbach und Kohlberg mit mehreren landwirtschaftlichen Anwesen sicher. Hier sollen in naher Zukunft nochmals intensive Gespräche mit der Gemeindeverwaltung geführt werden, um die notwendige Instandhaltung dieser Einrichtungen nicht aus den Augen zu verlieren.

Im Anschluss saß man dann noch lange in gemütlicher Runde auf der Letsch­eck vor und in dem Schuppen, der dank des vorhandenen Brandweihers vor den »Flammen« gerettet werden konnte. Die Geselligkeit und Gastfreundschaft der beiden Familien Huber und Echtle ist allseits bestens bekannt, und so freute man sich, dass Klaus und Tobi mit ihren Frauen wieder ihr Bestes gaben, um ihre »Gäste« in bekannter Manier zu bewirten und zu unterhalten. Dabei wurde viel gelacht und der nicht immer so »spaßige« Alltag konnte einmal in den Hintergrund treten, was auch eine Form der Anerkennung des Ehrenamtes darstellt. Dafür an dieser Stelle nochmals einen herzlichen Dank aller Einsatzkräfte!

 

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