Allerbeste Stimmung zum Auftakt der Tavernenabende mit herrlicher Gaudimusik der Homberle Bläch-Bänd und leckerem Landfrauen-Essen.

Wahrhaft als Hellseher entpuppte sich Bürgermeister-Stellvertreter Hans-Peter Fautz zum Auftakt der diesjährigen Tavernenabende. „Ich sehe schon die Headline demnächst dick und fett in der Zeitung stehen“, begrüßte er das Publikum ob dessen frohgemuter Nässe-Resistenz: „Ganz Biberach trotzte dem Regen!“

Und tatsächlich: Wer sich am vergangenen Mittwochabend zum Start des offiziellen Programms in die Ortsmitte begab, der tat dies in strömendem Regen und womöglich in der Annahme, auf dem großen Platz vor dem Rathaus von gähnender Leere empfangen zu werden. Doch weit gefehlt.

Sämtliche fest überdachten Plätze waren besetzt. Und dort, wo große Sonnenschirme über Tische und Bänke gespannt waren, hatten sich zum zusätzlichen Schutz vor dem aus allen Wolken und teils von allen Seiten kommenden Nass bunte Regenschirmburgen gebildet. Regenjacken taten ihr Übriges.

Erstmals nach fünfjähriger Pause hatten die Prinzbacher Landfrauen wieder die Ausrichtung eines Tavernenabends übernehmen können. Rund 35 Vereinsmitglieder sorgten für die Bewirtung, mit der willigen Hilfe von Ehemännern, der Jugend sowie der Gruppe „Die fröhlichen Prinzbacher“.
Um 15 Uhr schon hatte man mit dem Aufbau begonnen, „pünktlich um 18 Uhr fing es dann an zu schütten.“ Und doch strahlten die Verantwortlichen. „Wir finden es toll, dass trotzdem so viele Leute mit ihren Regenschirmen gekommen sind“, meinten die Landfrauen mit Blick auf das vom Himmel platschende Nass.

„Das ist nur Wasser“, lachte eine Besucherin, „dafür ist’s ja schön warm.“ Sportlich nahm auch die „Homberle Bläch-Bänd“ aus Steinach die besonderen Umstände. Statt wie geplant über den großen Platz, verlegten die elf Männer ihren Einmarsch kurzerhand auf die Bühne, auf der es sich im Gänsemarsch und zünftig in die Instrumente blasend schön trocken hin- und her marschieren ließ.
Was man spiele, wisse man noch nicht, ließ Frontmann Rudolf die Zuhörer wissen, „wir richten uns nach Euren Wünschen, es sind ja unheimlich viele junge Leute hier: alle unter 60!“ Prompt hatte er die Lacher auf seiner Seite – auch unter den „ganz Jungen“, denn auch die sollten auf ihre Kosten kommen, „weil, später spielen wir auch Sachen von Lady Gaga und wie die alle heißen.“

Irgendwie närrisch und doch hoch sommerabend-tauglich

Mit seinen weißen Handschuhen, weiter Clownshose, roter Bommel am Hut und dazu passendem Schauspiel wirkte der Spaßvogel wie einer, der mit seiner musizierenden und gleichfalls stimmgewaltigen Mannschaft problemlos jede Narrensitzung aufmischen könnte. Ein Eindruck, der den Nagel auf den Kopf trifft.
Denn die seit sage und schreibe 46 Jahren bestehende Band wurde dereinst aus der Fasend heraus begründet, begann wegen entsprechender Nachfrage schließlich auch außerhalb der Fasend zu spielen. 1983 gewann sie beim „Grand Prix der Gaudi-Musik“ in der Offenburger Reithalle, hatte mehrmals Auftritte in Funk und Fernsehen, ist in ganz Deutschland unterwegs gewesen und sorgt mit ihrer witzig-spontan wirkenden Kreativität noch immer für mächtig viel Spaß und mitreißend gute Laune.

Ein vielkehliges „Juhuuu“ schallte durch die Ortsmitte, als plötzlich die Strahlen einer längst tiefstehenden Abendsonne durchbrachen und sich ein riesiger Regenbogen über den Himmel spannte. Kaum blieben die Tropfen vollends aus, füllten sich auch die freistehenden – wunderschön mit blühenden Handtaschen dekorierten – Tische und Bänke. Allüberall wischten Landfrauen fleißig trocken, und wo sie so schnell nicht hinterherkamen, legten neu ankommende Besucher selbst mit Hand an.

Binnen einer guten Stunde zählte das Publikum 500 – wenn nicht gar 600 – Köpfe. Stetig kamen weitere hinzu, und alle miteinander ließen sie sich bis in die Nacht hinein von der Bläch-Bänd allerbestens unterhalten.

Die begeisterte nicht nur mit Rudolfs Komödiantentum, sondern mindestens genauso mit gekonntem musikalischem Schabernack. Eine Flamenco-Parodie im trommelgestützten Blechbläsersound gefällig? Kein Problem. Selbst das Kinderlied „Hänschen klein“ war vor den kreativen Mannen nicht sicher, kam plötzlich im jazzigen Gewand daher. Und das Volkslied „spannenlanger Hansel“: Das wurde nicht nur putzmunter umarrangiert, sondern auch rotzfrech umgetextet. Altehrwürdigen Schlagern beispielsweise erging es nicht anders.

Bisweilen konnte man den vor Elan strotzenden Frontmann Rudolf gar tanzend erleben, fetzig und beweglich wie eine Gummipuppe. 1952 geboren – das mochte man dem Multitalent da schlichtweg nicht glauben. Auch wenn er anschließend betont atemlos über die Bühne schlich.

Nach dem Motto „immer mittwochs“ geht es bis zum 23. August mit den Tavernenabenden weiter, aus nah und fern ziehen sie ihr Publikum an.