Im letzten Jahr haben wir nach den Zielen und Zeithorizonten in Sachen »Infrastruktur« gefragt. Wie haben sich die Projekte entwickelt? Womit dürfen die Bürger in diesem Jahr rechnen?
Die Planung für die LED-Umstellung der Straßenbeleuchtung des letzten Straßenabschnitts wurde abgeschlossen und in 2019 umgesetzt. Danach ist die komplette Straßenbeleuchtung im Gemeindegebiet auf LED-Leuchten umgestellt.
Wie bereits 2018 angekündigt stehen im mittelfristigen Finanzplanungszeitraum von 2019 bis 2022 im Bereich der Investitionen hauptsächlich der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, der Breitbandausbau sowie die energetische Sanierung der Grundschule im Fokus. Der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen wird das Projekt darstellen, das die Gemeinde Biberach nicht nur in diesem Jahr sondern in den nächsten Jahren vor die größten Herausforderungen stellen wird. Sowohl finanziell als auch organisatorisch.
Stichwort Finanzen: Alle Gemeinden kämpfen mit den zeitversetzten Schwankungen, die sich durch den kommunalen Finanzausgleich ergeben. Welche Forderungen haben Sie an die »große Politik«?
Schon länger fordert die kommunale Ebene, ihre Finanzausstattung müsse sich am tatsächlichen Bedarf orientieren. Insbesondere dann, wenn Einnahmen wegbrechen, die Aufgaben jedoch bleiben, oder wenn den Kommunen zusätzliche Aufgaben aufgebürdet werden, müsse unbedingt eine Anpassung unserer Finanzausstattung stattfinden.
Die konkreten Probleme und Ansprüche zeigen sich auf der Ebene der Kommunen am deutlichsten, die einen erheblichen Teil der eigenen Finanzhoheit verloren haben und deren Steuerautonomie im Laufe der Jahre beträchtlich abgenommen hat. Genau das sollte sich schnellstens ändern. Desweiteren sollten die Kommunen im ländlichen Raum mit ihrer teilweise schwierigen Topografie mit einem Flächenfaktor im kommunalen Finanzausgleich Berücksichtigung finden. Diese Kommunen haben aufgrund ihrer Siedlungsstruktur und ihren Außenbereichen erhöhte Kosten zu tragen.
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump scheint es möglich zu sein, Regierungsgeschäfte über Twitter zu erledigen. Auch eine Option für Bürgermeister? Wie nutzen Sie die sozialen Medien – privat und geschäftlich?
Für mich als Bürgermeisterin keine Option, die Amtsgeschäfte über die sozialen Medien zu erledigen. Ich nutze die sozialen Medien auf Facebook und Instagram rein beruflich. Ich möchte die Plattform vor allem dazu nutzen, um zu Themen in der Gemeinde Stellung zu nehmen und aus meiner Arbeit als Bürgermeisterin zu berichten. Natürlich auch um Werbung für unsere Gemeinde zu machen. Hauptsächlich möchte ich die jüngeren Nutzer damit ansprechen.
Erst ein Sahara-Sommer, jetzt Schnee ohne Ende: Wie haben die Wetterextreme Einfluss auf Ihre Gemeinde?
Ich möchte das anhand der Themen Wald/Landwirtschaft/Trinkwasser aufgreifen: 2018 war ein insgesamt schwieriges Jahr für die Forstwirtschaft. Aufgrund starker Stürme im März und durch die seit April anhaltende Trockenheit wurden selbst die Tannen stark geschwächt und für Käferbefall anfällig. Der Biberacher Gemeindewald wurde zwar von Sturmschäden weitgehend verschont, durch den Borkenkäfer sind jedoch gerade im Spätjahr etliche Tannen abgestorben. Um sich für den immer deutlicher abzeichnenden Klimawandel zu wappnen, müssen in der Zukunft als Ausgleichsmaßnahmen für Bautätigkeiten auch die Anpflanzung zum Beispiel von Eichen in Betracht gezogen werden.
Die hohen Temperaturen und der fehlende Regen haben auch bei uns eine Dürre verursacht. Teils war der Boden so trocken wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die extreme Trockenheit hatte drastische Auswirkungen auf die Ernte bei unseren Landwirten.
Erfreulicherweise hatten wir nicht mit Trinkwasserknappheit zu kämpfen, weil wir zusätzlich im Zweckverband »Kleine Kinzig« Mitglied sind und uns so mit einer Reserve absichern. Der Zweckverband »Kleine Kinzig« hatte trotz Wasserknappheit kein Problem, Trinkwasser für uns Kommunen bereitzustellen. Allerdings fiel auf, dass die Anfragen von selbstversorgten Bürgerinnen und Bürger bezüglich des Anschlusses an die öffentliche Wasserversorgung deutlich zunahmen.
Was hat Sie im letzten Jahr – politisch und privat – mit besonderer Freude erfüllt?
Mich hat persönlich positiv sehr stark berührt, wie man in unserer Gemeinde mit ehrenamtlichem Engagement noch immer sehr viel erreichen kann.
Im Mai finden die Kommunal- und die Europawahlen statt. Was möchten Sie den Wählern mit auf den Weg geben?
Für die anstehenden Wahlen ist es wichtig, dass sich wieder möglichst viele Menschen bereit erklären, sich für die Gemeinde einzusetzen und das örtliche Gemeinwesen zu unterstützen. In den vergangenen Jahren haben sich viele Bürgerinnen und Bürger auf diese Weise ehrenamtlich in unserer Gemeinde eingebracht.
Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger aufrufen, Mitverantwortung für die Gemeinde zu übernehmen und sich bereitzuerklären, zu kandidieren, um in den kommenden Jahren, stellvertretend für die Bevölkerung, die wichtigsten Entscheidungen für die Gemeinde zu treffen.
Auch ich sehe mich als Bürgermeisterin verpflichtet, die Interessen der Gemeinde Biberach und die Interessen des Ländlichen Raumes, die des Harmersbach- und Kinzigtals mit einer gemeinsamen starken Stimme im Kreistag zu vertreten. Deshalb werde ich für den Kreistag kandidieren. Der Weg in den Kreistag führt über eine Partei oder Wählervereinigung, insofern werde ich auf der Liste der Freien Wähler stehen. Ich möchte jedoch betonen, dass ich weiterhin parteipolitisch ungebunden bleiben werde.
Das gibt mir schon jetzt die Gelegenheit, alle an dieser Stelle zur Wahl aufzurufen und um eine rege Teilnahme zu bitten.

