Ein Blick in die Narrenchronik, die im Februar 2003 anlässlich des Vogteitreffens herausgegeben und vom früheren Oberzunftmeister und heutigen Ehrenmitglied Richard Kammerer verfasst wurde, gibt einen Einblick in die Geschichte der Biberacher Narrenzunft.

Schon früh war der närrische Geist in Biberach unter-wegs. In einem Protokoll der Reichsstadt Zell aus dem Jahr 1751 kann man nachlesen, dass zwei Biberacher bestraft wurden, weil sie am Aschermittwoch noch maskiert im Dorf herumgelaufen sind. Die Vergrabung der Fasent findet schon im Jahr 1672 Erwähnung.

Berichte vom Schnurren sind ebenfalls überliefert. In den Zeiten vor und nach dem ersten Weltkrieg wird das Fastnachtstreiben im Ort lebendig. In besonderer Er­innerung sind die großartige »Aabach-Flotte« und ein »Völkerbundtreffen« geblieben. Durch den zweiten ­Weltkrieg bedingt regte sich erst wieder 1947 der Narrengeist.

40 Jahre Narrenbrunnen

Wilhelm Schmider erließ 1948 den »Linde-Aufruf«, der starke Beachtung fand. Diesem Aufruf folgte die Gründung der Narrenzunft Biberach als eingetragener Verein. Dem Elferrat gehörten im Gründungsjahr Wilhelm Schmider als erster Präsident, Willi Schulz, Karl Jehle sen., August Riehle, Peter Thelen, Josef Herrmann, Leo Isenmann, Karl Schmider, Gottfried Lehmann, Max Giesler und Wilhelm Baumann an.

1978 wurde die Narrenzunft in den Verband Oberrheinischer Narrenzünfte aufgenommen. In diesem Jahr fand auch ein großes Narrentreffen und die Taufe des Biberacher Narrenbrunnens statt. Seit 40 Jahren haben hier die drei Biberacher Fasentfiguren ihren Platz.

Das dritte »Jubiläum«, das in diesem Jahr gefeiert werden kann, ist die Tra­dition des Narrenbaumstellens, die seit 10 Jahren gepflegt wird.

Die Geschicke der Fasent in Biberach haben in den vergangenen acht Jahrzehnten gelenkt:

Wilhelm Schmider 1948 – 1959

Willi Nathrath 1959 – 1961

Wilhelm Schmider 1961 – 1970

Otto Herrmann 1970 – 1971

Ernst Riehle 1971 – 1979

Bernd Neumann 1979 – 1982

Manfred Krauß 1982 – 1985

Richard Kammerer 1985 – 1997

Jörg Ricken 1997 – 1998

Hartmut Schlieter 1998 – 2013

Helmut Büdel seit 2013

30 Jahre Bergwerksgeister

Die Reiherhexe wurde als erste Fasnachtsfigur im Jahr 1966 in Biberach erschaffen. Die Schöpferin war Johanna Rietsche zusammen mit dem Prechtaler Schemenschnitzer Lang. Johanna Rietsche hat zugesagt, dass sie am Samstag bei der Feier des 70-jährigen Vereinsjubiläums teilnehmen wird. Die Überlieferung besagt, dass im Gebiet des Reiherwaldes Hexen ihr Unwesen getrieben haben.
Die originelle Gestalt des Bibers entstand in Anlehnung an das Gemeindewappen von Biberach. Diese zweite Fasnachtsgestalt wurde vom damaligen Präsidenten der Narrenzunft Otto Hermann ins Leben gerufen und erstmals 1970 der Öffentlichkeit vorgestellt. 1971 wurde die Häsgruppe der Biber gegründet.

Den vierten runden Geburtstag können in diesem Jahr die Bergwerksgeister feiern. Am 11. November 1988 gelang es einigen Bergwerksgeistern, sich aus dem Silberstollen in Prinzbach zu befreien und sich in Biberach bei der Fasent zu zeigen. 1996 wurden diese als dritte Gruppe in die Narrenzunft Biberach und damit auch in das Häsbuch des VON auf­genommen. Die Holzmaske wurde von den ersten Bergwerksgeistern Clemens Wussler und Gerd Schilli in Eigenarbeit entwickelt.