Der Welt gebetstag wurde am Freitagabend in der evangelischen Kirche in einem stimmungsvollen Gottesdienst gefeiert. Die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden organisieren und gestalten die ökumenische Feier gemeinsam.

Der Weltgebetstag wird jedes Jahr von christlichen Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. Am ersten Freitag im März wird dieser Gottesdienst in mehr als 150 Ländern rund um den Globus gefeiert. Alleine in Deutschland machen jährlich mehr als 800.000 Menschen mit. In diesem Jahr wurde die kirchliche Feier von Frauen aus Vanuatu vorbereitet.

Vanuatu ist ein Inselstaat im Südpazifik, der rund 80 Inseln umfasst und sich über eine Länge von 1.300 km erstreckt. Einerseits ist Vanuatu ein Südseeparadies mit blauem Meer, Traumstränden, tropischem Regenwald und ein Überfluss an Früchten. Andererseits ist das Land durch Naturgewalten und die Folgen des Klimawandels gefährdet: Der Meeresspielgel steigt kontinuierlich und verheerende Zyklone gibt es immer öfter. Sieben aktive Vulkane und regelmäßige Erdbeben sind eine ständige Gefahr. Ein großes Problem ist darüber hinaus die allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen, über die Hälfte von ihnen hat bereits Gewalterfahrungen in der Partnerschaft gemacht.

Für den Gottesdienst gibt es ein Begleitheft mit Texten, Liedern und Informationen über das Land. Vorgetragen wurden die Texte von Bärbel Beck, Christina Fleischer und Christel Ruminsky von der evangelischen Kirchengemeinde sowie Julitta Giessler, Silvia Glatz und Birgitta Schwendenmann von der katholischen Kirchengemeinde.

Die Lieder sang Christiane Bergsträsser mit ihrer schönen Sopranstimme, die sich dabei selber am Klavier begleitete. Mit »Greetings to you« begrüßte sie die Gäste zu Beginn des Abends mit einem musikalischen Willkommen. In einem Dankgebet brachten die Frauen danach ihre Wertschätzung für die Gaben der Schöpfung zum Ausdruck, wie sie auf Vanuatu zu finden sind.

Alltagsprobleme der Frauen

Von ihren Alltagsproblemen berichten stellvertretend für die Frauen der Südseeinseln die Sprecherinnen der Kirchengemeinden. Rhetoh, Mothy und Jacklynda heißen diese Frauen aus Vanuatu. Rhetoh musste die Schule nach der 6. KIasse verlassen, weil sie ein Mädchen war und die Familie nur die Ausbildung für ihren Bruder bezahlen konnte. Über die kirchliche Jugendarbeit konnte sie später in Projekten für Frauen mitwirken. Heute ist sie erwachsen und verdient etwas Geld durch Handarbeiten, die sie auf Märkten verkauft.

Mothy wuchs in schwierigen Familienverhältnissen und in Armut auf, musste früh ausziehen und auf der Straße leben. Sie fand Halt im christlichen Glauben, der ihr ein Fundament im Leben wurde.

Jacklynda ist arbeitslos und lebt ohne Unterkunft und Unterstützung in einer großen Stadt. Sie teilt das Schicksal mit vielen anderen Frauen, die im ländlichen Raum keine Beschäftigung finden und in die Städte abwandern. Dort finden sie mit ihrer minimalen Schulbildung aber auch keine berufliche Perspektive.

Im gemeinsamen Gebet aller Christen, das »Vater unser« wurde auch an diese Frauen aus Vanuatu gedacht. In den Fürbitten beteten die Frauen u. a. für Einheit und Frieden im Zusammenleben von Menschen mit ethnischer und kultureller Vielfalt, wie das auf Vanuatu der Fall ist.

Weltweite ökumenische Frauenbewegung

Danach stellte eine Rednerin ein Ziel der Frauenbewegung »Weltgebetstag« vor. Der Weltgebetstag ist die größte und älteste weltweite ökumenische Frauenbewegung. Jedes Jahr lassen sich die beteiligten Frauen begeistern von der Stärke der Frauen, nehmen Anteil an ihren Sorgen und finden Ermutigung im Glauben. »Ihre Vision ist eine Welt, in der alle Frauen selbstbestimmt leben können«, erklärte die Sprecherin. Dabei hilft die Kollekte des Gottesdienstes, die weltweit Projekte unterstützt, die Frauen und Kinder stärken. Das Deutsche Weltgebetstag-Komitee fördert im Pazifik seit vielen Jahren das Mediennetzwerk femLINK-pacific. Teil des Netzwerkes ist auch die `Vanuatu Young Women for Change` Organisation, die gegründet wurde, um der allgegenwärtigen Gewalt gegen Frauen etwas entgegenzusetzen.

Mit dem schönen Lied mit dem Titel »Vanuatu im neuen Glanz« ging der Gottesdienst zu Ende. Darin heißt es in der letzten Zeile: »Wir sind Gottes bunte Welt, we are Vanuatu.« Das haben die Frauen am Freitagabend in der evangelischen Kirche genauso gefühlt und es gab spontanen Applaus für die stimmungsvolle Feier.