Rund zwei Dutzend sehr junge Freunde der Blasmusik waren der Einladung der Miliz- und Trachtenkapelle sowie der Bläserjugend am Freitagabend in die Reichstalhalle gefolgt, um die Instrumente mal von einer ganz anderen Seite zu erleben.
Dass Vereine verstärkt um aktiven Nachwuchs in ihren Reihen kämpfen, ist nicht unbedingt eine neue Nachricht. Neu hingegen ist der Weg, den die Oberharmersbacher Musiker mit ihrer »offenen Probe« eingeschlagen haben. »Wir wollen so schon die Jüngsten an die Blasmusik heranführen« begründet Dirigent Rüdiger Müller, der diese Idee mit der Bläserjugend initiierte hatte. »Es ist schön, wie Kinder mit einem ganz anderen Blickwinkel als die Erwachsenen an das Orchester herangehen« freute sich Alisa Jilg und Sandra Jilg, seit kurzem Vorstandsteam der Bläserjugend.
Dirigent Rüdiger Müller hatte seine Musikerinnen und Musiker auf diese Einführungsstunde der besonderen Art präpariert. Das Orchester breitete sich in der halbe Halle aus. Die Zuhörer wurden zwar von der Anzahl der Aktiven übertrumpft, aber das minderte nicht das Erlebnis, das beide Seiten spürten. Mal war das Orchester als Ganzes zu hören, von pianissimo bis fortissimo. Dann setzte Müller Akzente mit den einzelnen Registern der Kapelle, ließ Instrumente solo erklingen und zeigte damit die ganze Bandbreite der Blasmusik. »Des isch, wie wenn de Boschbot ä Zeiche git« meinte ein aufgeweckter Kniprs, der sich über die Klänge des Waldhorns freute.
Und dann war die Reihe an den Musikerinnen und Musikern »in Lauerstellung«. Paul durfte, sanft angeleitete vom Dirigenten, mal den Takstock schwingen – und hörte erfreut, wie die Kapelle ihm folgte, und aufhörte, als er es wollte. Die einzelnen Register verteilten sich in der Halle und jeder durfte das Lieblingsinstrument mal ausprobieren. Natürlich war das Schlagzeug ständig besetzt und zu hören, wie auch die anderen Schlag- und Rhythmusinstrumente kräftig benutzt wurden.
Ernsthafte Versuche gab es an der Tuba, und Raphaels Miene hellte sich auf, als er seinen eigenen ersten tiefen Ton hörte. Da gab es Versuche am Fagott und mit
Anleitung wurden die Lippen so geformt, dass auch die Flöte zaghaft erklang.
»Das war sicher nicht die letzte offenen Probe« freute sich Alisa Jilg über die Resonanz der Eltern und Kinder an diesem Abend. Für die Kapelle sei die offene Probe eine willkommene Abwechslung zum Probenalltag gewesen. »Vielleicht haben wir den einen oder anderen für die Blasmusik so begeistern können, dass er wirklich zur Jugendkapelle kommt« hofft Alisa Jilg auf Zuwachs für die Blasmusik.

