Mit der Ausstellung »Tier – Mensch« eröffnete Galerist und Kunstsammler Walter Bischoff am vergangenen Samstag eine respektable Gemäldeschau der südkoreanischen Künstlerin Eun Nim Ro, die Weltruf genießt.
»Wie fröhlich schwarz sein kann«, war dem Gästebuch zu entnehmen, nachdem sich Kunstinteressierte offensichtlich hinreichend mit dem beherrschenden Schwarz beschäftigt hatten, das die Gemäldeschau der südkoreanischen Künstlerin Eun Nim Ro in der Villa Haiss dominiert.
In der Tat kommt man um die meeresbodendunkle Farbe nicht herum. Bemerkenswert nicht nur das laute Schwarz, vielmehr auch die frappierenden Großformate. Ungerahmt behauptet sich die wandfüllende Kunst und konfrontiert den Besucher erst einmal mit einem Überraschungseffekt. »Die Glasplatten und Rahmen wären viel zu schwer bei meinen Bildern, sowohl zum Hängen und auch zum Transportieren«, erklärt die sympathische Koreanerin. So fuhr denn Galerist Walter Bischoff zu Eun Nim Ro ins odenwäldische Michelstadt, suchte für seine Galerieräume die passenden Bilder aus, ließ sie einrollen und nach Zell transportieren.
Kein theatralischer Pomp
Da begegnet man nun den 38 Gemälden und möchte viel von der kleinen zierlichen Frau erfahren, die so farbgewaltig arbeitet. Zunächst über die Malgründe. »Ich bevorzuge Papier, das aus den Blättern des Maulbeerbaums hergestellt wird. Mit diesen Bäumen bin ich aufgewachsen in meiner Heimat«, sagt Eun Nim Ro in fließendem Deutsch. Geboren 1946 in der alten kaiserlichen Stadt Chonju, spürte sie schon früh ihre Wertschätzung zur Natur, zu Menschen und Tieren. In ihren Bildern findet man keinen theatralischen Pomp, sondern die
bis zur minimalistischen Schlichtheit reduzierten Darstellungen von Krokodilen, Vögeln, Fantasiekreaturen – symbolisch entnommen aus der mythologischen Welt Koreas. Seit Jahren gestaltet Eun Nim Ro, wobei die Vornamen Eun Nim die Begnadete im Koreanischen bedeuten, ihre unverwechselbaren großformatigen Gemälde. Ihren eigenen Stil entwickelte sie aus der Auseinandersetzung mit dem strengen Konfuzianismus ihrer Kindheit, nach späteren religiös-philosophischen Studien über den Buddhismus/Taoismus, aus volkstümlicher Religiosität mit Schamanenkult. Nach ihrer Übersiedlung nach Hamburg 1970 nahm die Beschäftigung mit den Ausprägungen des Christentums einen neuen Raum ein.
Getupft mit Pferdehaarpinsel
Oft werden Eun Nim Ros Darstellungen mit Motiven des Malers Juan Miro, mit Kinderzeichnungen oder naiver Eingeborenenkunst in einem Atemzug genannt. In der hiesigen Ausstellung wird das sogleich widerlegt. Was leicht und unbeschwert wirkt, ist in höchstem Grad ausgereift. Weiße Punkte, scheinbar unbekümmert hingetupft, unterstreichen punktgenau einen Tierrücken, ein Federkleid oder den Bildhintergrund.
»Ich weiß am Anfang nie, wohin mein Pinsel mich führt«, lässt die Künstlerin schmunzelnd wissen. Es seien faustdicke runde Pferdehaarpinsel, die den Ton angeben bis eine Ente, eine Vogelmama, ein Haifisch oder Vogelfrau und Fischmann entstehen. Alle Formen kommen aus der Intuition – nicht nur auf ihrem hoch geachteten, handgeschöpften Maulbeerpapier, auch gelegentlich auf Leinwänden. Und immer liegen die Großformate beim Arbeiten auf dem Atelierboden und gemalt wird mit ganzem Körpereinsatz.
Lebendes Kunstwerk
Die Künstlerin Ro nimmt auch ihre eigene Erscheinung in den Fokus. Sie unterstreicht ihr schwarzweißes von Hand bemaltes Outfit sorgfältig mit den Motiven ihrer Tier-Mensch Darstellungen. Sie lässt eine kleine weiße Rose an ihrem Hosensaum wachsen, ein minimalistisch stilisierter Vogel lässt sich auf ihrer Bluse nieder. Unaufdringlich, unaufgeregt durchgestylt bis zum schwarzweißen Halsschmuck und den schwarzen, mit weißen Tupfen versehenen Schuhen, spürt man die Weltoffen-heit und Bescheidenheit dieser begnadeten Künstlerpersönlichkeit.
Und das, was die heiter lächelnde Kunstprofessorin und mehrfache Preisträgerin sich im Vorfeld schon gewünscht hatte, ging auf. Es ergaben sich gute Gespräche mit zahlreichen Gästen.
Man nimmt den Eindruck mit, dass Schwarz nicht unweigerlich mit Tristesse und Trauer in Verbindung zu bringen ist – nein, Schwarz ist hier fröhlich.
Die Öffnungszeiten des Museums Villa Haiss sind donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Die Werke Eun Nim Ro sind dort bis 17. Februar 2019 zu sehen.




